1. Wohnraummangel für Einheimische und Dauervermietungen
Eines der drängendsten Probleme auf Wangerooge ist der akute Mangel an bezahlbarem Wohnraum für Insulaner:
Viele Immobilien werden bevorzugt als Ferienwohnungen genutzt, da diese höhere Renditen versprechen.
Neubauten konzentrieren sich häufig auf den touristischen Bedarf, während der soziale Wohnungsbau kaum hinterherkommt.
Die Folge: Langfristige Mietverhältnisse sind schwer zu finden – besonders für junge Familien, Saisonkräfte oder Rückkehrer.
Auch Menschen, die dauerhaft auf Wangerooge leben und arbeiten möchten, stoßen auf große Hürden – ein Zustand, der das soziale Gefüge der Insel zunehmend belastet.
2. Fachkräftemangel
Der Wohnungsmangel wirkt sich direkt auf den Fachkräftemangel aus, der sich auf Wangerooge immer deutlicher zeigt:
Hotels, Gastronomiebetriebe, medizinische Einrichtungen und der Einzelhandel finden nur schwer Personal – vor allem in der Hauptsaison.
Viele potenzielle Arbeitskräfte können oder wollen sich das Leben auf der Insel ohne bezahlbaren Wohnraum nicht leisten.
Auch die Lebenshaltungskosten auf der Insel – etwa bei Lebensmitteln und Mobilität – sind im Vergleich zum Festland erhöht.
In Kombination mit begrenzten Aufstiegsmöglichkeiten schreckt das besonders jüngere Arbeitskräfte ab.
3. Küsten- und Inselschutz
Die Insel ist durch ihre exponierte Lage dauerhaft den Kräften des Meeres ausgesetzt:
Sturmfluten, Küstenerosion und der steigende Meeresspiegel setzen Strände, Dünen und Schutzanlagen unter Druck.
Jährliche Sandaufspülungen und der Erhalt von Schutzbuhnen sind notwendig – kostenintensiv und technisch anspruchsvoll.
Die natürliche Westverlagerung der Insel ist ein geologisches Faktum, das durch menschliche Maßnahmen nur verlangsamt werden kann.
4. Folgen des Klimawandels
Neben der direkten Gefahr durch den Meeresspiegelanstieg bedrohen klimatische Veränderungen auch die Biodiversität und Infrastruktur.
Salzwasserintrusion kann langfristig die Süßwasserversorgung beeinträchtigen.
Die Balance zwischen Tourismusnutzung und Naturschutz im Nationalpark Wattenmeer erfordert stetige Abwägung und Anpassung.
5. Tourismus als wirtschaftlicher Monopolsektor
Wangerooge ist wirtschaftlich fast vollständig vom Tourismus abhängig.
Saisonale Schwankungen führen zu Überlastung im Sommer und wirtschaftlicher Schwäche in der Nebensaison.
Steigende Anforderungen an Qualität, Nachhaltigkeit und Service stehen im Spannungsverhältnis zu Personalmangel und begrenzter Infrastruktur.
6. Demografischer Wandel und soziale Infrastruktur
Die Inselbevölkerung ist vergleichsweise klein und zunehmend älter.
Viele junge Menschen verlassen die Insel mangels beruflicher oder schulischer Perspektiven.
Die Aufrechterhaltung von Grundversorgungseinrichtungen wie Schule, Kita oder ärztlicher Versorgung wird dadurch schwieriger.
Soziale Isolation oder Vereinsamung sind für ältere Insulaner ebenfalls ein Thema.
7. Erreichbarkeit und Logistik
Die Insel ist nur per Schiff oder Kleinflugzeug erreichbar – beides ist wetterabhängig.
Diese Abhängigkeit betrifft sowohl den Tourismusverkehr als auch die Versorgung mit Waren, Post, medizinischen Dienstleistungen und Baumaterialien.
Auch die Flexibilität im Arbeitsleben wird dadurch eingeschränkt – spontane Ausweichmöglichkeiten gibt es kaum.
Fazit
Wangerooge steht an einem Punkt, an dem die Weichen für die Zukunft gestellt werden müssen: Zwischen dem Wunsch nach touristischer Entwicklung, dem Schutz der Natur und dem Erhalt einer lebendigen Inselgemeinschaft braucht es konkrete, nachhaltige Strategien. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Schaffung von Wohnraum für Einheimische, das Gewinnen und Halten von Fachkräften sowie der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen.
Christoph Hussy
Bürgermeisterkandidatsanwärter Wangeooge
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